Historisch respektvoll – und doch zeitgemäß
- Auftraggeber
- DomRömer GmbH
- Wettbewerb
- 1. Preis (2012)
- Leistung
- Objektplanung LPH 1 – 5, Teilleistungen LPH 6 – 8 (Künstlerische Oberleitung)
- Leistungszeitraum
- 2012 - 2018
- BGF
- 619 qm
- Verantwortliche Planer
- Architekt: Meurer Generalplaner GmbH, Frankfurt am Main Tragwerkplanung: Ingenieurbüro Henneker, Zillinger; Bonn
RH2 – Rebstockhof 2
Frankfurt am Main, Markt 2
Der Rebstockhof 2 ist ein Wohn- und Geschäftshaus innerhalb der „Neuen Altstadt“ von Frankfurt am Main. In einem qualitätvoll aufgesetzten Verfahren hat die DomRömer GmbH als Tochter der Stadt Frankfurt dieses Areal mit der Durchführung mehrerer aufeinender folgender städtebaulicher und hochbaulicher Wettbewerbe entwickelt. Unser Projekt stellt hierbei eine Besonderkeit dar, als es sich im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden des Altstadtquartiers nicht auf ein historisches Vorbild beziehen kann, da es in dieser Ausprägung des Grundrisses historisch nicht bestand.
Typisch für das Gebäude ist die Orientierung in drei Höfe, die alle in ihrer spezifischen Weise von Bedeutung sind. Ein interessanter Aspekt ist auch die Präsenz des Gebäudes als Torhaus des Rebstockhofs. Von der Braubachstrasse wie auch von der Strasse Markt (Krönungsweg) ist das Gebäude als Tor wahrnehmbar.
Die Fassade ist bewusst zurückhaltend jedoch durch Einsatz feiner handwerklicher Merkmale qualitätvoll gestaltet. Sie vermittelt mit Ihrer fein profilierten hellen Putzfassade (gekämmter mineralischer Putz) zwischen dem mächtigen, streng wirkenden Haus am Dom (ehem. Hauptzollamt) und dem zu rekonstruierenden farben- und formenreichen Rebstockhof. Der Sockel und die Gesimse bestehen aus Mendiger Basaltlava. Auf die Ausführung der Erdgeschosszone in Sandstein wurde bewusst versichtet, um die schlichte Ausstrahlung zu betonen.
Die Nutzung folgt den Vorgaben des Masterplans. Im Erdgeschoss wie auch im Mezzaningeschoss befindet sich eine Ladennutzung. Das Mezzaningeschoss besteht aus einem an den Treppenhauskern angelagerten und von der Decke mit Stahlseilen abgehangenen Stahlkonstruktion. Auf diese Weise entsteht ein teilweise zweigeschossiger Innenraum. In den darüber liegenden Geschossen befinden sich Wohnungen.
EIN STADTBAUSTEIN DER NEUEN FRANKFURTER ALTSTADT
Mitten in der neuen Frankfurter Altstadt, deren Wiederaufbau in den Jahren 2010 bis 2019 stattfand, bildet der schöpferische Neubau des Rebstockhofs 2 ein Entrée zur Ost-West Achse zwischen Dom und Römer.
Die besondere Situation
Das Areal, welches nach Ende des 2. Weltkriegs einer wechselvollen und heterogenen Bebauung unterzogen wurde und zuletzt Standort des ortsfremd und maßstabslos wirkenden Technischen Rathauses war, wurde durch Erstellung eines neuen Masterplans und Parzellierung analog der historischen Parzellenstruktur geordnet. Um die sich hieraus ergebenden Einzelbaumaßnahmen qualitätvoll umsetzen zu können wurden je Parzelle Wettbewerbe durchgeführt. Ziel war es eine kritische, jedoch durch gestalterische Leitlinien definierte hochwertige Gestaltung zu erlangen und einen Stadtraum wiederzugewinnen, der schon verloren schien.
Ein Haus drei Höfe
Die Konzept des Gebäudes besteht darin, dass es durch seine Komposition der Durchgänge und Eingänge drei miteinander kommunizierende Höfe bildet. Die Höhe ihrer Torbögen deutet auf den Grad an Öffentlichkeit des Hofs hin. Der größte Torbogen verbindet die Kunstmeile Braubachstrasse mit dem Markt.
Maßstäblichkeit
Die Aufgabe der Einfügung in das Ensemble der Neuen Altstadt bedeutete auch, die Maßstäblichkeit der Umgebungsbebauung zu akzeptieren und im Konzept aufzugreifen.
Stadträume mit Durchblick
Das kleine Wohn- und Geschäftshaus verbindet sorgfältig die unterschiedlichen Stile der Nachbarbebauungen (Haus am Dom und Rebstock). Es bietet Durchblicke zur Goldenen Waage am Markt.
Wohn- und Geschäftsnutzungen in edlem Gewand
Auf fünf Ebenen verteilt wurden Geschäftsräume wie auch Wohnungen mit vielfältigen Orientierungen in den umgebenden Stadtraum angeordnet.
Auf der Materialisierung der Fassade lag hierbei ein besonderer Fokus. Sie sollte einerseits Anklänge an die historischen Putzfassaden der Altstadt enthalten und andererseits in ihrem Duktus aber auch den Rationalismus der Neuzeit spiegeln. Gewählt wurde ein feiner Kammputz sowie dazu passende Fensterlaibungen aus anthrazitfarbenem Muschelkalk. Die Holzfenster wurden ebenfalls in diesem Farbton ausgeführt.
SOLIDES HANDWERK – SORGFÄLTIGE DETAILS
Die solide Handwerklichkeit bildete die Basis vieler Entwurfsentscheidungen. Von der Materialauswahl bis hin zur Detaillierung wurden bis in Türgiffe hinein vielfältige Einzeldetails ausgearbeitet und umgesetzt.
Das Treppenhaus als begehbare Skulptur
Eine weitere Besonderheit stellt das Treppenhaus dar, dessen geschwungene Form das geometrische Thema des Torbogens in Form eines Halbkreises erneut aufgreift. Der aus einem durchgehenden Stahlblech gefertigte Handlauf zeigt eine expressive Formgebung.
AUSGEZEICHNETES GESAMTPROJEKT
Auf der MIPIM in Cannes wurde das DomRömer Projekt 2019 in der Kategorie „Best Urban Regeneration Project“ als Sieger gekürt.
„Mit dem Wiederaufbau der Altstadt im Mittelpunkt von Frankfurt hat die Stadt ihr historisches Herz zurückgewonnen. Das Projekt zeigt damit beispielhaft, wie Projekte zur Stadterneuerung städtebauliche Missstände heilen können. Ein großer Erfolgsfaktor sind architektonische und handwerkliche Qualität, erlebbare öffentliche Räume sowie eine vielfältige Nutzungsmischung im Zusammenspiel mit der Nachbarschaft.“ Oberbürgermeister Peter Feldmann